KTM Krankenhaus - Technik & Management - Aus der Luft versorgt

08.06.2018 11:52

Für die Sauerstoffversorgung eines neu geplanten Krankenhauses in der unwirtlichen Gegend der Zanskar-Bergkette im Himalaja musste eine Lösung gefunden werden. Die Inmatec Gase Technologie GmbH & Co. KG aus Herrsching am Ammersee hat diese entwickelt, gebaut und dorthin transportiert, um die Patienten im fernen Indien jederzeit zuverlässig mit medizinischem Sauerstoff aus der Umgebungsluft zu versorgen. So einfach es sich anhört, so anspruchsvoll war diese Aufgabe.

Alles fing damit an, dass das indische Gesundheitsministerium mit der Planung eines neuen Distriktkrankenhauses in Kargil begann. Die Stadt liegt in einem schwer zugänglichen Hochtal der Zanskar-Bergkette des Himalaja-Gebirges im westlichen Teil der Ladakh-Region im Bundesstaat Jammu, einem von Indien verwalteten Teil Kaschmirs. Das Gebiet ist regelmäßig vom Rest des Landes abgeschnitten. Kargil hat den Ruf, nach Sibirien die zweitkälteste bewohnte Gegend der Erde zu sein, mit Wintertemperaturen von –48 °C oder kälter. Hinzu kommen die durchschnittliche Höhe von 2.676 Meter über dem Meeresspiegel und die jahreszeitlichen Schwankungen eines trockenen Wüsten-Arktis-Klimas, in dem die Sommer bis zu +35 °C heiß werden können. Im Winter ist starker Schnee fall mit Schneehöhen von bis zu fünf Metern üblich. Es gibt keine geräumten Straßen für Versorgung oder Transport.

Deshalb kam keine Sauerstoffversorgung auf herkömmlichem Wege mittels Flaschen oder Tankversorgung infrage. Die verantwortlichen Ingenieure der indischen Verwaltung suchten aus diesem Grund nach einem Unter nehmen, das auf den Bau von On-site-Generatoren für medizinischen Sauerstoff spezialisiert ist. Ziel war es, auch unter diesen widrigen Bedingungen eine regelmäßige und kontinuierliche Sauerstoffversorgung zu gewährleisten. Bei der Inmatec Gase Technologie GmbH & Co. KG, einem in Deutschland ansässigen Hersteller und Spezialist für die Erzeugung medizinischen Sauerstoffs, wurden die Verantwortlichen fündig.

Der Bau ist das eine … der Transport das andere

Nachdem der Bau des Sauerstoffgenerators vom Modell PO 3450 mit einer Leistung von 33 Nm3/h bei einer Reinheit von 95 Prozent in Deutschland abgeschlossen war, ging die Reise los. Über fünf Meter hoher Schnee stoppte den ersten Lieferversuch kurz vor dem Ziel. Letztendlich konnte die Anlage jedoch ausgeliefert und installiert werden. Danach waren allerdings noch weitere Besuche notwendig, um alle Aspekte dieser großen ökologischen und logistischen Herausforderung zu bewältigen. Die Anlage speist den Sauerstoff direkt in das Gasnetz der Klinik ein und füllt darüber hinaus Flaschen als Sicherheitsvorrat. Diese werden außerdem für Krankenwagen und noch entlegenere Gebiete benötigt. Da Sauerstoffgeneratoren Luft als Rohstoff verwenden, gehörte die dünne Luft in Kombination mit den heißen und kalten Temperaturen zu den größten Hürden. Diese wurden durch den Einsatz spezieller Bauteile überwunden, zum Beispiel des Aktivkohlemolekularsiebs Zeolite, eines Adsorptionsmittel von Inmatec, dessen Formel das Ergebnis hausinterner Forschung und Entwicklung ist.

Neben einer Standard-Sauerstofferzeugungsanlage für industrielle Anwendungen hat Inmatec die Serie ,IMT PO OnTouch Med‘ speziell für die Sauerstoffversorgung medizinischer Einrichtungen konzipiert und entwickelt. Sie erfüllt damit die internationalen Auflagen zur Sauerstoffproduktion im Medizinsektor. Grundlage ist das Sauerstoff-Druckwechsel-Adsorptions-Verfahren (PSA, Pressure Swing Adorp tion). Diese Technologie zur Herstellung von Stickstoff oder Sauerstoff verwendet Inmatec in seinen Maschinen und Anlagen seit vielen Jahren. Sie basiert auf dem Adsorptionsprinzip: Die mit der Luft (Druckluft) einströmenden Stickstoff- und Sauerstoffmoleküle werden mittels eines Zeolithe-Molekularsiebs getrennt. Die Stickstoffmoleküle bleiben an Zeolithe haften (Adsorption), während die Sauerstoffmoleküle durch gelassen werden. Am Ende eines Intervalls (Druckwechselzyklus) erhält man reinen Sauerstoff. Bei der Rückspülung entweichen die Edel gase und der Stickstoff durch den Schalldämpfer. Im nachgeschalteten Behälter (Tank) wird der hochreine Sauerstoff gesammelt und steht zur weiteren Verwendung bereit.

Sauerstoffnutzung in Krankenhäusern oder Kliniken

Der durch den Sauerstoffgenerator vor Ort in Indien mithilfe der adsorptiven Reinigung mit Zeolithe aus der Umgebungsluft hergestellte, mindestens 93 Prozent reine Sauerstoff kann wahlweise in Patientenzimmer und Operationsräume geleitet oder über einen Verdichter in Flaschen abgefüllt werden. Zusätzlich bietet der Anlagenhersteller einen Webservice an, durch den er mithilfe einer Remote-Monitoring-Box auf seinen Anlagen online zu greifen kann. Damit lässt sich die Funktion der Anlage überwachen und bei Bedarf kann von Deutschland aus eingegriffen werden.


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KTM Krankenhaus Technik Management
KTM 05 2018 (PDF)

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